Die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung. Dieses Konzept ist Grundlage unserer integrativen Arbeit.

1. Unser Integrationsgedanke

Integration bedeutet nicht, etwas auszugrenzen, sondern alles mit einzubeziehen, das nicht zu einem Teil des Ganzen zu machen. So sehen wir also nicht nur das Kind mit seiner Beeinträchtigung, sondern sehen diese als Besonderheit, die das Gruppenleben erst vervollständigt.
Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie gab schon 1924 einen zukunftsträchtigen Ansatz, indem er den Begriff „seelenpflegebedüftige“ Kinder prägte. Eine defektologische Betrachtung, die besagt, was der Betroffene nicht kann, wessen der Mensch bedarf: der Seelenpflege.

Durch ein liebevolles, exaktes Hinblicken auf die Symptome (Diagnose) soll die therapeutische Intuition des Erziehers mit möglich gemacht werden. Dabei soll die Behinderung nicht etwas illusionär übersehen werden. Bei einer schweren Behinderung ist es nicht der Geist, der beeinträchtigt ist, dieser ist im Kern gesund. Vielmehr ist es der Körper, der dem Geist zur Verfügung steht und so gestaltet ist, dass er sich nicht in normale, harmonische Weise entwickeln kann. Integration heißt also nicht in erster Linie das Kind an bestehende Normen anzupassen, sondern es in seiner Individualität zu erkennen und zu fördern, ihm Möglichkeiten zu seiner Entwicklung zu geben.

Demnach definiert sich Gesundheit als leiblich-seelisch-geistiges Gleichgewicht, das immer neu geschaffen werden will. Es gilt also, den urteilsfreien Blick für das Kind und seine körperliche, geistigen und seelischen Besonderheiten und Fähigkeiten zu entwickeln und unseren Blick nicht nur auf seine Defizite zu richten. Dort, wo das Kind uns Entwicklungsverzögerung zeigt, ist es unser Ziel, dem Kind Entwicklungshilfe zu geben und den Raum für seine individuelle Entfaltung zu geben.

2. Aufnahmebedingungen

In unserem Kindergarten arbeiten wir seit 1992 integrativ. Jedes Jahr besuchen ein bis vier Kinder im Rahmen dieser Maßnahme den Kindergarten.

Die Aufnahme der Kinder ist von der Möglichkeit, dass eine zusätzliche Fachkraft eingestellt werden kann, abhängig. Diese wird vom Landesjugendamt genehmigt und finanziert. Um den Antrag stellen zu können, ist es notwendig, das Kind vorab mit seinen Beeinträchtigungen wahrzunehmen, um es einschätzen zu können, ob es in dieser Gruppe mit 20 Kindern nicht überfordert und eine Integration möglich ist.

Während einer einwöchigen Probezeit kann das Kind kennen gelernt werden, Gespräche mit den Eltern und eventuellen Therapeuten vervollständigen das Bild.

  • Für die Antragstellung ist erforderlich:
  • Ein medizinisches Gutachten
  • Die Einverständniserklärung der Eltern
  • Eine Beschreibung des pädagogischen Mehraufwandes

Erst mit erfolgter Genehmigung des Landesjugendamtes und der Bewilligung einer zusätzlichen Fachkraft, kann die Aufnahme des Kindes, als Integrationskind erfolgen.

Während der Kindergartenzeit muss in ca. halbjährigen Abständen mit den Eltern und Therapeuten angeschaut werden, wie sich die Situation für das Kind und die Gesamtgruppe entwickelt oder auch verändert hat, um eventuell neue, für das Kind erforderliche Entscheidungen treffen zu können.

 

3. Soziale Integration

Integration in der Gruppe heißt, dass auch das Kind mit seinen Beeinträchtigungen am Gruppenleben teilnehmen kann. Jahresfest, Geburtstag und alle besonderen Ereignisse sollen die Gemeinschaft der Gruppe fördern und stärken.

Das freie Spiel der Kinder, in dem Phantasie und Kreativität sich entwickeln, kann für das beeinträchtigte Kind sehr motivierend und anregend für die eigene Entwicklung sein. Die Sprache, die Motorik (Bewegungsabläufe), die Individualität

jedes einzelnen Kindes drückt sich in seinem Spiel aus, so hat das Kind eine Vielfalt von Anregungen und ein soziales Übungsfeld für seine leiblichen Fähigkeiten, seelischen Empfindungen und geistigen Anregungen.

An die unterschiedlichen Angebote, wie Eurythmie, Aquarellieren oder Waldspaziergängen soll das Kind herangeführt werden. Seine Entwicklung entscheidet darüber, inwieweit es and diesen Angeboten teilnehmen kann.

Durch die rhythmische Wiederholung von Liedern, Reimen, Fingerspielen, Reigen, Kreisspielen und Geschichten findet das Kind Sicherheit und Vertrauen im Tagesablauf. Das Kind wird durch die Nachahmung aktiv, findet Freunde und Selbstvertrauen.

Durch liebevolle und bildhafte Ansprache der Erzieher, kann sich eine Beziehung entwickeln, die sich am Kind orientiert, d.h. an seinen Fähigkeiten und Forderungen. Der Erzieher ist Helfer und Begleiter, motiviert das Kind zu eigenen Entwicklungsschritten und setzt ihm gegebenenfalls auch Grenzen.